Ägypten besaß eines der größten und komplexesten Götterpantheons aller Zivilisationen der alten Welt. Im Laufe der ägyptischen Geschichte wurden Hunderte von Göttern und Göttinnen verehrt. Es könnte schwierig sein, die Eigenschaften der einzelnen Götter zu bestimmen
Im alten Ägypten repräsentierten die Götter und Göttinnen alle grundlegenden Lebensbedürfnisse. Viele Sekten entstanden und viele Vereinigungen wurden gegründet, weil diese lebenswichtigen Bedürfnisse miteinander verbunden waren. Kurz gesagt, alles, was das Leben ermöglichte, wurde im alten Ägypten durch einen Gott oder eine Göttin repräsentiert.
Die meisten hatten eine Hauptassoziation (z. B. mit der Sonne oder der Unterwelt) und eine Form. Diese konnten sich jedoch im Laufe der Zeit ändern, da die Götter an Bedeutung gewannen und verloren und sich entsprechend den Entwicklungen in der ägyptischen Gesellschaft weiterentwickelten. Hier sind einige der wichtigsten Gottheiten, die man kennen sollte.
Ägyptische Götter
Osiris
Osiris, eine der wichtigsten ägyptischen Gottheiten, war der Gott der Unterwelt. Er symbolisierte auch den Tod, die Auferstehung und den Flutzyklus des Nils, von dem Ägypten für seine landwirtschaftliche Fruchtbarkeit abhing.
Dem Mythos nach war Osiris ein König von Ägypten, der von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt wurde. Seine Frau Isis hat seinen Körper wiederhergestellt und ihn wieder zum Leben erweckt, so dass sie einen Sohn, den Gott Horus, zeugen konnten. Er wurde als mumifizierter König dargestellt, dessen Umhüllung nur die grüne Haut seiner Hände und seines Gesichts freigab.
Horus
Horus, der als Falke oder falkenköpfiger Mann dargestellt wurde, war ein Himmelsgott, der mit Krieg und Jagd assoziiert wurde. Er war auch die Verkörperung des göttlichen Königtums, und in einigen Epochen wurde der regierende König als eine Manifestation von Horus angesehen.
Dem Osiris-Mythos zufolge war Horus der Sohn von Isis und Osiris, der nach der Ermordung von Osiris durch seinen Bruder Seth auf magische Weise gezeugt wurde. Horus wurde erzogen, um den Mord an seinem Vater zu rächen
Eine Überlieferung besagt, dass Horus im Kampf mit Seth sein linkes Auge verlor, das aber durch den Gott Thoth auf magische Weise geheilt wurde. Da Horus‘ rechtes und linkes Auge mit der Sonne bzw. dem Mond assoziiert wurden, lieferte der Verlust und die Wiederherstellung von Horus‘ linkem Auge eine mythische Erklärung für die Phasen des Mondes.
Seth
Seth war der Gott des Chaos, der Gewalt, der Wüsten und Stürme. Im Osiris-Mythos ist er der Mörder von Osiris (in einigen Versionen des Mythos bringt er Osiris dazu, sich in einen Sarg zu legen und versiegelt ihn dann).
Seths Aussehen stellt die Ägyptologen vor ein Problem. Er wird oft als Tier oder als Mensch mit einem Tierkopf dargestellt. Aber sie können nicht herausfinden, welches Tier er sein soll. Er hat in der Regel eine lange Schnauze und lange, an den Spitzen gebogene Ohren.
In seiner vollständigen tierischen Form hat er einen schlanken Körper wie ein Hund und einen geraden Schwanz mit einem Büschel am Ende. Viele Gelehrte glauben heute, dass das Tier nie existiert hat und dass das Seth-Tier eine Art mythisches Kompositum ist.
Ra
Der Gott Ra (auch Re genannt), eine von mehreren mit der Sonne assoziierten Gottheiten, wurde oft mit einem menschlichen Körper und dem Kopf eines Falken dargestellt. Man glaubte, dass er jeden Tag in einem Boot über den Himmel segelte und jede Nacht eine Reise durch die Unterwelt machte, bei der er den Schlangengott Apopis besiegen musste, um wieder auferstehen zu können.
Der Kult des Ra war in Heliopolis, einem heutigen Vorort von Kairo, angesiedelt. Im Laufe der Zeit wurde Ra mit anderen Sonnengottheiten synkretisiert, vor allem mit Amun
Ptah
Ptah war das Oberhaupt einer Triade von Göttern, die in Memphis verehrt wurden. Die beiden anderen Mitglieder der Triade waren Ptahs Frau, die löwenköpfige Göttin Sekhmet, und der Gott Nefertem, der möglicherweise der Sohn des Paares war.
Ursprünglich scheint Ptah mit Handwerkern und Baumeistern in Verbindung gebracht worden zu sein. Der Architekt der 4. Dynastie, Imhotep, wurde nach seinem Tod als Sohn des Ptah vergöttlicht.
Gelehrte haben vorgeschlagen, dass das griechische Wort Aiguptos – die Quelle des Namens Ägypten – als eine Verballhornung von Hwt-Ka-Ptah, dem Namen eines der Heiligtümer des Ptah, entstanden sein könnte.
Anubis
Anubis war für die Bestattungspraktiken und die Pflege der Toten zuständig. Er wird oft als Schakal oder als Mann mit dem Kopf eines Schakals abgebildet. Die Assoziation von Schakalen mit dem Tod und Begräbnissen entstand wahrscheinlich, weil die Ägypter Schakale beim Aasfressen auf Friedhöfen beobachteten.
Im Alten Reich (ca. 2575-2130 v. Chr.), bevor Osiris als Herr der Unterwelt in den Vordergrund trat, galt Anubis als der Hauptgott der Toten. Nach dem Osiris-Mythos balsamierte und umhüllte Anubis den Leichnam des getöteten Königs, was ihn zum Schutzgott der Einbalsamierer machte.
Toth
Toth, der Gott der Schrift und der Weisheit, konnte in Form eines Pavians oder eines heiligen Ibis oder als Mann mit dem Kopf eines Ibis dargestellt werden. Er soll die Sprache und die Hieroglyphenschrift erfunden haben und als Schreiber und Berater der Götter fungiert haben. Als Gott der Weisheit besaß er angeblich Kenntnisse über Magie und Geheimnisse, die den anderen Göttern nicht zugänglich waren.
In den Unterweltszenen, die den Prozess gegen die Verstorbenen nach dem Tod darstellen, wird Thoth gezeigt, wie er die Herzen der Toten wiegt und Osiris, dem Gott der Toten, das Urteil mitteilt.
Amun
Bevor er im Neuen Reich (ca. 1539-1292 v. Chr.) nationale Bedeutung erlangte, wurde der Gott Amun in der südlichen Stadt Theben verehrt
Amun war ein Gott der Luft, und sein Name bedeutet wahrscheinlich „der Verborgene“. Er wurde gewöhnlich als Mann dargestellt, der eine Krone mit zwei vertikalen Federn trägt. Seine Tiersymbole waren der Widder und die Gans.
Nachdem sich die Herrscher von Theben gegen eine Dynastie fremder Herrscher, die Hyksos, aufgelehnt und die ägyptische Herrschaft in ganz Ägypten wiederhergestellt hatten, wurde Amun für ihren Sieg geehrt. In einer verschmolzenen Form mit dem Sonnengott Re wurde er zur mächtigsten Gottheit Ägyptens, eine Position, die er für den größten Teil des Neuen Reiches beibehielt.
Heute ist der riesige, dem Amun-Re geweihte Tempelkomplex in Karnak eines der meistbesuchten Monumente Ägyptens.
Göttinnen von Ägypten
Hathor
Die Göttin Hathor wurde oft als Kuh, als Frau mit einem Kuhkopf oder als Frau mit Kuhohren dargestellt. Hathor verkörperte die Mutterschaft und die Fruchtbarkeit und sollte die Frauen bei der Geburt eines Kindes schützen. Sie hatte auch einen wichtigen Aspekt bei der Bestattung, da sie als „die Dame des Westens“ bekannt war. (Gräber wurden gewöhnlich am Westufer des Nils gebaut).
) In einigen Traditionen begrüßte sie jeden Abend die untergehende Sonne; die Lebenden erwarteten, im Jenseits auf die gleiche Weise begrüßt zu werden.
Isis
Die Ursprünge von Isis sind unklar. Im Gegensatz zu vielen anderen Göttern kann sie nicht mit einer bestimmten Stadt in Verbindung gebracht werden, und in der frühesten ägyptischen Literatur gibt es keine sicheren Erwähnungen von ihr. Im Laufe der Zeit gewann sie jedoch an Bedeutung und wurde zur wichtigsten Göttin des Pantheons
Als hingebungsvolle Ehefrau, die Osiris nach seiner Ermordung wieder auferstehen ließ und seinen Sohn Horus aufzog, verkörperte Isis die traditionellen ägyptischen Tugenden einer Ehefrau und Mutter.
Als Gattin des Gottes der Unterwelt war Isis auch eine der wichtigsten Gottheiten, die mit den Totenriten verbunden waren. Zusammen mit ihrer Schwester Nephthys fungierte Isis als göttliche Trauernde, und ihre mütterliche Fürsorge wurde oft so dargestellt, dass sie sich auch auf die Toten in der Unterwelt erstreckte.
Isis war eine der letzten der alten ägyptischen Gottheiten, die verehrt wurden. In der griechisch-römischen Zeit wurde sie mit der griechischen Göttin Aphrodite identifiziert, und ihr Kult verbreitete sich bis nach West-Britannien und Ost-Afghanistan.
Es wird angenommen, dass Darstellungen von Isis mit dem Horuskind die christlichen Darstellungen von Maria mit dem Jesuskind beeinflusst haben.
Bastet
In ihren frühesten Formen wurde die katzenartige Göttin Bastet als Frau mit dem Kopf eines Löwen oder einer Wildkatze dargestellt. Im ersten Jahrtausend v. Chr. nahm sie die weniger grausame Form einer Hauskatze an.
In späteren Zeiten wurde sie oft als königlich aussehende sitzende Katze dargestellt, manchmal mit Ringen in den Ohren oder der Nase. In der ptolemäischen Zeit wurde sie mit der griechischen Göttin Artemis, der göttlichen Jägerin und Mondgöttin, in Verbindung gebracht.
Mut
Mut bedeutet auf Ägyptisch „Mutter“ und ist eine Urgottheit, die zwei Kronen auf dem Kopf trägt, die jeweils für Ober- und Unterägypten stehen. Sie wird auch „die Gebärende, die von niemandem geboren wird“ genannt und ist in Hieroglyphen als Geier dargestellt
Sie ist auf verschiedene Weise mit anderen Gottheiten verbunden und wird oft als Katze, Kobra, Kuh und sogar als Löwin dargestellt. Mut, die Mutter von Khonsu, und ihre verschiedenen Verbindungen wurden von zahlreichen Pharaonen verehrt.
Sekhmet
Sekhmet, die Tochter des Ra, die die Pharaonen im Krieg anführte und beschützte, wird als Löwin dargestellt und ist für ihren wilden Charakter bekannt. Sie ist auch als die Mächtige bekannt und in der Lage, die Feinde ihrer Verbündeten zu vernichten
Sie ist mit einer Sonnenscheibe und einem Uräus, einer ägyptischen Kobra, dargestellt, die mit dem Königtum und dem Göttlichen assoziiert wurde. Sekhmet assistierte der Göttin Ma’at in der Urteilshalle des Osiris, was ihr auch den Ruf einer Schiedsrichterin einbrachte.
